Gefahren: 946km (9479km)
Da uns der Hidden Valley Caravan Park nicht besonders gefiel, beschlossen wir nach einer Nacht bereits weiter zu fahren. Wir wussten noch nicht genau, wie viel Zeit wir an der Gibb River Road verbringen werden, deshalb kauften wir vorsichtshalber mal für über eine Woche Essen ein. Sehr gespannt und voller Vorfreude machten wir uns auf den Weg, bei dem bald die Asphaltstrasse in eine Holperstrasse wechselte. Mit jedem Kilometer sank jedoch unsere Begeisterung ein wenig. Wir hatten gehofft, dass die Landschaft abwechslungsreicher wird. Ausser dem erinnerten wir uns an die Fotos der Wasserdurchfahrten von Regina und Christian, die letztes Jahr die GRR gefahren sind. Da aber die Regenzeit letztes Jahr fast ausblieb und nun bereits wieder das Ende der Trockenzeit ist, sind alle Flüsse total ausgetrocknet. Charlys Räder wurden nicht ein einziges Mal nass! So fuhren wir also etwas enttäuscht, meistens auch geradeaus. Erst am späten Nachmittag erreichten wir den ersten Abzweiger zur ersten Schlucht, der Barnett River Gorge, dem wir natürlich folgten. Wir fanden ein schönes Plätzchen zum Wildcampieren, das wir für uns ganz alleine hatten. Ein kurzer Fussweg brachte uns zu einem schönen Wasserbecken mit vielen Flughunden. Da weit und breit kein Mensch zu sehen war und keine Tafeln angebracht waren, hatten wir aber etwas Angst ins Wasser zu gehen. Im Führer hatte ich zwar gelesen, dass man hier baden könne und eine Abkühlung wäre uns sehr entgegengekommen, doch es getraute sich niemand hinein. Martin kühlte sich am sicheren Rand mit Wasser ab. In Australien weiss man ja nie was für Tiere einem erwarten…
Auf dem Rückweg schleppten wir Holz, so dass wir bald ein grosses Feuer machen konnten und eine feine Lasagne im Camp Oven brutzeln lassen konnten.
An die Stille haben wir uns bereits gewöhnt. Dennoch genoss ich es nicht mehr so wie anfangs. Ich hatte langsam aber sicher genug von dieser trockenen Landschaft, von dieser Weite und sehnte mich nach Meer und Zivilisation. Dazu kam diese Hitze, die uns zu lahmen Fliegen werden liess. Die kürzesten Fusswege wurden zur Tortur und ich sass am liebsten im klimatisierten Auto, das uns näher zur Westküste brachte. Martin jedoch genoss den Abend unter Sternenhimmel und entfachtem Feuer einmal mehr mit allen Sinnen.
Am nächsten Morgen fuhren wir zur nächsten Schlucht: Galvans Gorge. Wir waren froh, andere Touristen dort anzutreffen so konnten wir uns mit eigenen Augen versichern, dass das Baden ungefährlich ist und stürzten uns ins angenehme Nass. Der Wasserfall, der normalerweise hier hinunterfällt, war wegen der Trockenheit nur ein kleines Rinnsal. Wir assen noch unser Mittagessen und beschlossen dann zur Bell Gorge zu fahren, um uns dort einen Schlafplatz zu suchen. Leider missfiel unser Plan, da tatsächlich diese Strasse wegen Buschbrand geschlossen war. Auch die Strasse zur nächsten Schlucht war zu und so blieb uns nichts anderes übrig als weiterzufahren. Die Idee einen Abstecher zum Mitchell Plateau zu machen, verwarfen wir ziemlich schnell. Ich hatte echt keine Lust mehr in dieser Hitze irgendetwas anzuschauen. Dazu kommt, dass die Wasserfälle wegen der Wasserknappheit momentan nicht sehr imposant sind. Enttäuscht von der Gibb River Road fuhren wir also nun viele Kilometer. In Derby mit Asphaltstrasse unter den Rädern, schauten wir uns den Prison Tree an. Das ist ein ausgehöhlter Baobab-Baum, den sie früher benutzten, um Gefangene festzuhalten. Schade konnten wir unsere zwei kleinen Räuber nicht hineinstecken (natürlich nur für ein Foto!).
Bereits ein zweites Mal mussten wir einen Tankhalt machen, was unserem Portmonnaie immer ein bisschen weh tut. Da wir es nicht mehr vor Sonnenuntergang (hier nun bereits um 17.30 Uhr) nach Broome schafften, hielten wir an einem Rastplatz für eine Übernachtung. Bereits um 7 Uhr waren wir alle schon wacker auf den Beinen und kurz nach 8 Uhr wieder on the road. Nach einer guten Stunde erreichten wir das ersehnte Broome. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt mit einem Halt in einem Outdoorladen, in dem wir einen neuen Stuhl und eine neue Schaufel kauften, suchten wir einen Campingplatz für die nächsten paar Nächte. Der Cable Beach Caravan Park ist zwar nicht gerade günstig, aber sehr schön mit einer riesigen Poolanlage. Hier erholten wir uns zunächst von den letzten drei Wochen, in denen wir Australien von Ost nach West durchquert haben. Ein wunderbares Erlebnis, von dem ich aber genug gekriegt habe und nun verstehe, warum 80 % der Australier an der Küste leben. Nicht nachvollziehbar, was Entdecker durchgemacht haben, als sie solche Durchquerungen zu Fuss meisterten (oder zumindest versuchten). Auch an die Velofahrer, die durchs Outback ziehen, musste ich denken. Wie schaffen sie das nur? Ich komme mit dem Auto bereits an meine Grenzen… Ja, auf jeden Fall schnappten wir unseren Apéro kurz nach 16 Uhr und machten uns auf an den Strand. Und ich glaube, es ist jetzt nicht nur weil wir das Meer vermisst haben und unsere Augen schon lange kein grosses Blau mehr gesehen haben, aber der Cable Beach hier in Broome ist fantastisch und gigantisch. Wir konnten uns kaum satt sehen. Zoé und Cédric, die einfach alles hinnehmen so wie es ist und kein Problem damit hatten, durch die öde Trockenheit zu fahren, tollten sich wie junge Hunde am Strand herum und sprangen über die Wellen. Da sahen wir, wie auch sie das Meer vermisst haben. Glücklich hier am Indischen Ozean zu sein und zu wissen, dass wir noch eine kleine Ewigkeit am Meer entlang reisen werden, schlürften wir unser Bier bzw. Fruchtsäftli. Während die Sonne im Meer versank und den Himmel rot färbte, zogen zwei Kamelkaravanen vorbei. Kaum war die Sonne links verschwunden, zeigte sich ein wunderschöner, grosser Vollmond auf der anderen Seite. So liefen wir zurück zu unserem Charly und konnten uns kaum entscheiden rechts oder links zu schauen.