Gefahren: 229 km (24096km)

Es ist Morgen um 7 Uhr und ich sitze vor dem frisch entfachten Feuer. Da ich bereits früh erwacht bin, genoss ich einen ruhigen Tagesanfang am Fluss, welcher uns gestern Nachmittag eine willkommene Abkühlung bot. Die letzten paar Tage im Gebirge waren erlebnisreich und gespickt mit aufregenden Momenten. Doch nun alles schön der Reihe nach…

Am Sonntagmorgen verliessen wir, wie so oft, recht zügig das Nachtlager, da die Plagegeister namens Fliegen und Bremsen uns Genussmomente am Morgen stark erschwerten und wir daher oftmals das Frühstück drinnen einnehmen müssen. Da an diesem Tag Australia Day, der australische Nationalfeiertag, war waren wir uns bewusst wohl nicht die einzigen hier in der Wildnis zu sein. Einige nette Steigungen und Neigungen liessen die Freude am Fahren so richtig warm werden und schon bald sahen wir von einer Anhöhe aus wie sich die Spur am nächsten Hügel nahe zu senkrecht hinaufschlängelt. Ohne ein Wort zu verlieren und mit dem Zeigefinger an der Schläfe tippend war uns allen klar den Umfahrungsweg um den Hügel zu wählen. Wir wollten gerade wieder losfahren als auf einem weiteren Zugangstrack zu dieser Wahnsinnsroute vier richtige Offroader sich näherten und den Weg auf den Hügel einschlugen. Fassungslos blieben wir stehen und beobachten mit weit aufgerissenen Münder das Spektakel und das einzige was uns einfiel war: „Diä spinned doch diä Australier!!!“ Als sich das letzte Fahrzeug auf den Weg machte, taten wir dasselbe aber wie gesagt um den Berg herum. Am anderen Ende angekommen liess ich nochmals etwas Luft aus meinen Reifen, so dass ich einen Druck von 20 PSI hatte, was eigentlich einem platten Reifen nahe kommt. Doch für das Gelände ist dies perfekt und gibt besten Halt auf unbefestigtem Terrain. Ich war noch nicht ganz fertig als das erste Fahrzeug dieser Bande neben mir hielt und ein Australier mit fröhlichem Ausdruck im Gesicht fragte wo wir geblieben seien, sie hätten auf dem Gipfel auf uns gewartet. Ich erklärte ihm darauf (auch fröhlich), dass wir Schweizer eher etwas zurückhaltend und vorsichtig seien… Doch keine halbe Stunde später wollte der australische Kontinent uns abermals in Versuchung bringen. Als überzeugte Schweizer verneinten wir klar (Eva noch etwas klarer mit ein bisschen weniger Farbe im Gesicht) und schlugen den Umfahrungspfad ein. Doch der australische Kontinent wollte uns in die Knien zwingen, denn ein umgefallener Baum verhinderte die Weiterfahrt. Das Wenden auf dem schmalen Weg war mühsam und mit viel Zeichensprache von aussen gelang dies nach einigem hin und her ohne gleich den steilen Abhang hinunter zu donnern. Ja und so standen wir vor diesem nahezu senkrechten Aufstieg mit wenig Spucke in der Kehle. Oli sprang ins kalte Wasser und zwang seinen Pajero ins Abenteuer hinein. Nervös sahen wir von unten zu und bildlich sah ich ihn schon den Hang auf dem Dach wieder hinunterzurollen. Doch alles ging gut und so waren wir dran. Evas Gesichtsausdruck verriet einiges und mir fehlte nun auch die Farbe. Oben angekommen  mussten wir zugeben, dass es schlimmer Aussieht als das es in Wirklichkeit ist.

So nahmen wir am Rest des Tages jedes Hindernis mit Freude an und erreichten am Abend das Dörfchen Jamieson. Natürlich gab es auf dem Campingplatz nicht Freies mehr, da die meisten Aussies ein verlängertes Camp-Wochenende machten, denn nebst dem Feiertag sind auch die Schulferien kommende Woche fertig (erster Schultag: Donnerstag, denn die Lehrer brauchen anfangs Woche noch Zeit um vorzubereiten). Auf einem Gratisstellplatz in der Nähe fanden wir das letzte Plätzchen am Fluss und entfachten seit langem wieder einmal ein Feuer, da die Buschfeuergefahr im Moment hier niedrig war. Am Abend gestellte sich eine australische Familie (mit italienischen Wurzeln) zu uns und so plauderten wir über das unterschiedliche Leben in Europa und hier.

Unsere Trinkwasservorräte mussten unbedingt aufgestockt werden und im Kiosk von Jamieson, dem einzigen Laden hier, gab es nicht genügend. So fuhren wir kurzerhand nach Mansfield. Auch Charly erhielt einen Schluck Flüssigkeit, damit er uns in den nächsten Tagen nicht schlapp macht, denn wir hatten einiges vor…

Das im Winter gut besuchte Alpendorf am Mount Buller gilt im Sommer als Geisterstadt und wird nur von einigen wenigen Downhillfahrern durchquert. Für uns begann hier jedoch der Einstieg in die Alpine Landschaft. Steile Anstiege boten sich nun nicht zu knapp und Evas Verkrampfungen waren nicht auf Eisenmangel zurückzuführen 😉

So schlug ich Eva schon bald vor selbst das Steuer zu übernehmen. Sie steuerte nun den Charly perfekt auf die höchste Bergspitze des heutigen Tages. Die Panoramaaussicht war grandios und wir waren sehr nahe dran hier das Nachtlager aufzuschlagen, doch die Fliegen und Bremsen…. – So fuhren wir wieder etwas nach unten in ein Waldstück hinein und brutzelten das Fleisch auf dem zuvor entfachten Feuer.

Nach dem „Indoor-Frühstück“ besuchten wir die „Craigs Hut“, die Hütte die im Film „The Man from the Snowy River“ Kulisse bot. Leider war die Originalhütte im 2006 durch ein Buschfeuer abgebrannt, doch eine für die Touristen neuerbaute Kopie genügte um einen realen Eindruck zu vermitteln wie es wohl war in dieser Abgeschiedenheit hier oben zu Leben. Da es langweilig ist zu berichten wie jeder einzelne Auf- und Abstieg sich anfühlte, fasse ich kurz zusammen. Eva hatte an diesem Tag wieder merklich mehr Farbe im Gesicht obwohl wir mit unserem Unterbodenschutz einige Male den Boden küssten. Oli hat dieselbe Bodenfreiheit wie wir doch keine Schutzplatten was ihn wiederum etwas mehr Sorge bereitete. Es war Action pur und das Wort steil bekam nochmals eine neue Bedeutung. Tiefe Wasserfurchen auf dem „16 miles Jeep Track“ pfefferten das Ganze noch. Nebst einem schönen Wasserfall und der endlosen Wildnis genossen wir die Zwischenhalte am Fluss mit baden, fotografieren und den Vorstellungen wie es wohl wäre mit den Pferden dadurch zu trampen, denn nebst den Vierrad-, Zweirad und Wanderwegen gibt es etliche Pferdepfade und bei jedem Camp gibt es grosse, eingezäunte Pferdeweiden.

4WD 1 4WD 2 4WD 3 4WD 4 4WD 5 4WD 6 kein Durchkommen! Kehrtwende MT Terrible Lüftle Mt Stirling 1 Mt Stirling 2 4WD 7 Nachtlager 1 Aussicht Craigs Hut Craigs Hut 1 Craigs Hut 2 Bindaree Falls 1 Bindaree Falls 2 4WD 8 4WD 10 Nachtlager 2 wilde Vögel 1 noch mehr wilde Vögel Nachtlager 3

3 thoughts on “Marysville – Tunnel Bend Campground 26.1. – 29.1.14 (MB)

  1. Hallo Zoé und Cédric,
    ich mag das Foto “ noch mehr wilde Vögel“ sehr, wo ihr auf dem Baumstamm seid und mit dem wunderschönen, orangen Papagei mit den grünen Federn spricht. Was erzählt euch denn der Papagei?
    Liebe Grüsse von Omama

    • Hoi Omama
      Er het verzellt: „I wött no meh Brot esse!“ – Aber nochane hend mer no chöne luege, wiä er s’Junge uf äm Baum gfüetteret het. Da isch uuuu herzig gsi…
      Liebi Grüessli
      vo dine Wildbirds!

  2. pff.. zum glück erfahrt me eui abentür amigs erscht wenns scho guet usecho sind :-/ eva, i cha mir din gsichtsusdruck i denä situationä so guet vorstelä, und wiä du denn selber sstür id hand nimmsch – herrlich 🙂 zum glück sind ihr für euen muet belohnt wordä und händ e super ussicht gnossä, sind wieder fantastischi fotenä.
    passed guet uf eu uf*

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